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Kulturelle Unterschiede: Kulturelle Unterschiede umfassen verschiedene Normen, Werte, Bräuche und Verhaltensweisen, die eine Gruppe von einer anderen unterscheiden. Diese Unterschiede umfassen Sprache, Traditionen, soziale Strukturen, Überzeugungen und Ausdrucksformen und formen einzigartige Identitäten und Perspektiven innerhalb von Gesellschaften und in globalen Gemeinschaften. Siehe auch Kultur, kulturelle Überlieferung, Gemeinschaften, Gesellschaft, Konflikte, Multikulturalismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Experimentelle Psychologie über Kulturelle Unterschiede - Lexikon der Argumente

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Kulturelle Unterschiede/Ideologien/Experimentelle Psychologie/Wilkinson-Ryan: Einer der Bereiche, in denen die experimentelle Psychologie und das Recht den größten Einfluss hatten, ist der Bereich, der als "kulturelle Kognition" bezeichnet wird. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Forschungsgebiet, das sich mit der Frage nach individuellen Unterschieden befasst - wie sich Reaktionen und Wirkungen zwischen Individuen oder Gruppen innerhalb einer Population unterscheiden.
In dem bahnbrechenden Artikel auf diesem Gebiet befassten sich Kahan, Hoffman und Braman (2009)(1) mit der "ungewöhnlichen Einladung" des Obersten Gerichtshofs an die Öffentlichkeit, sich eine Videoaufzeichnung anzusehen, die zeigt, wie ein Polizeibeamter einen Autofahrer verfolgt und schließlich sein Auto in das Fahrzeug des Bürgers rammt, als dieser sich weigert, anzuhalten. Obwohl eine deutliche Mehrheit der Subjekte der Entscheidung des Gerichts zustimmte, gab es einen klaren Konsens unter einer erkennbaren Minderheit, dass die Handlungen des Polizisten ungerechtfertigt waren. In einer Gruppe, die tendenziell weniger wohlhabend, weniger weiß, weniger konservativ war,
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und weniger männlich war, war die Sichtweise des Unfalls eindeutig mehr pro Kläger, was die Behauptung des Gerichts in Frage stellt, dass kein vernünftiger Geschworener mit ihren Ergebnissen nicht einverstanden sein könnte. In einer ähnlichen Reihe von Feststellungen fand Kahan (2010)(2) heraus, dass die hierarchische Weltanschauung (eine, die man kurz als "konservativ" bezeichnen könnte) die Wahrnehmung der Zustimmung des Klägers in Fällen von Vergewaltigung durch Bekannte vorhersagt, selbst wenn der Kläger verbale Einwände wiederholt.
Kultureller Hintergrund: Kahan und Braman (2008)(3) fanden ebenfalls individuelle Unterschiede in der Wahrnehmung von Selbstverteidigungsfällen, wobei die kulturellen oder politischen Verpflichtungen der Individuen ihre Ansicht darüber vorhersagten, ob eine misshandelte Frau oder ein "bedrängter Pendler" berechtigt war, Gewalt gegen einen Angreifer anzuwenden.
Gruppenverhalten: Um weiter zu testen, dass die Wahrnehmung rechtmäßiger Handlungen stark von der Gruppenzugehörigkeit beeinflusst wird, zeigten Kahan et al. (2012)(4) Probanden in einer experimentellen Studie ein Video einer politischen Demonstration.
>Gruppenverhalten
.
Manipulation: Die kulturelle Kognitionsforschung hat ebenfalls begonnen, unterschiedliche Effekte von experimentellen Manipulationen nach Gruppen zu dokumentieren. In einer Studie zur Rolle kultureller Unterschiede in der Wahrnehmung der Wissenschaft des Klimawandels wiesen Kahan et al. (2015)(5) den Teilnehmern einer Umfragestudie nach dem Zufallsprinzip zu, entweder einen irrelevanten technologiebezogenen Artikel oder einen Artikel über das Potenzial von Geoengineering zur Reduzierung der Auswirkungen von Kohlendioxidemissionen und damit zur Eindämmung der globalen Erwärmung zu lesen. Die abhängige Variable war die Einstellung der Probanden gegenüber einem zweiten Artikel über die Wissenschaft des Klimawandels.
>Manipulation.
Liberale: Leicht vereinfachend lässt sich sagen, dass die Liberalen, die den Geo-Engineering-Artikel lasen, im Wesentlichen unbeeindruckt blieben - sie waren nicht weniger geneigt zu glauben oder zu bezweifeln, dass der Klimawandel stattfindet und zumindest zum Teil vom Menschen verursacht wird.
Konservative: Konservative hingegen waren skeptisch gegenüber der Wissenschaft zum Klimawandel, wenn sie nichts über Geoengineering lasen, aber wenn sie mit der Möglichkeit einer marktbasierten technologischen Lösung für die globale Erwärmung konfrontiert wurden, waren sie eher bereit, an die Zuverlässigkeit der Wissenschaft der globalen Erwärmung zu glauben.
Ergebnisse: Die Untersuchung zeigte, dass die Aufgeschlossenheit gegenüber wissenschaftlichen Beweisen zum Teil davon abhängt, ob die Individuen glauben, dass die Konsequenzen des Glaubens an die Beweise
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Maßnahmen erfordern würden, die mit der eigenen Weltanschauung in Konflikt stehen (z.B. für Konservative: staatliche Regulierung der Umweltverschmutzung).
>Politische Orientierung/Experimentelle Psychologie, >Entscheidungsprozesse/Experimentelle Psychologie.

1. Kahan, Dan M., David A. Hoffman, and Donald Braman (2009). "Whose Eyes Are You Going
to Believe? Scott v. Harris and the Perils of Cognitive Illiberalism." Harvard Law Review 122: 8-18.
2. Kahan, Dan M. (2010). "Culture, Cognition, and Consent: Who Perceives What, and Why, in
Acquaintance-Rape Cases." University of Pennsylvania Law Review 158: 729-813.
3. Kahan, Dan M. and Donald Braman (2008). "The Self-Defensive Cognition of Self-Defense."
American Criminal Law Review 45: 1-65.
4. Kahan, Dan M., David A. Hoffman, Donald Braman, and Danieli Evans (2012). "They Saw a Protest: Cognitive Illiberalism and the Speech—Conduct Distinction." Stanford Law Review 64:851-906.
5. Kahan, Dan M., Hank Jenkins-Smith, Tor Tarantola, Carol L. Silva, and Donald Braman (2015). "Geoengineering and Climate Change Polarization Testing a Two-Channel Model of Science Communication." ANNALS of the American Academy of Political and social Science 658: 192-222.

Wilkinson-Ryan, Tess. „Experimental Psychology and the Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Experimentelle Psychologie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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